Wäre ich ein Radiosender würde ich die neue Matula als „Das Beste aus Herrenmagazin, Captain Planet und Turbostaat“ bezeichnen. Wäre aber natürlich total frech und trifft auch nicht annähernd den Punkt – obwohl einige Passagen eben doch an die oben genannten Bands erinnern. Aber eine Band die mittlerweile seit zehn Jahren unterwegs ist auf irgendwelche Querverbindungen zu beschränken, nur weil das Feuilleton gerade etwas verrückt spielt, wäre zu einfach.
Fakt ist, Matula haben in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht. Während mir die „Kuddel“ damals gar nicht gefiel, konnte das 2010er-Album „Blinker“ zumindest stellenweise überzeugen. Nun also „Auf Allen Festen“, dessen Opener „Tapete“ zu Beginn sehr an Herrenmagazin erinnert. Zumindest so lange, bis der Song im Schlussdrittel Fahrt aufnimmt.
Die darauf folgenden Stücke sind allesamt auf einem so hohen Niveau, dass man gar nicht bemerkt, dass man das Album bereits drei Mal gehört hat, bevor man sich wieder mit seiner Plattenkritik beschäftigt. Liebe Matula-Jungs. Das ist schon ganz schön großartig.
„Für ein Leben“ kommt mit einer einfachen Keyboard-Melodie um die Ecke, die sich umgehend in den Kopf fräst. „Was ist das für ein Leben, das man nicht führen kann? Wie lange muss man laufen, bis man weiß wohin?“ Klar, hat man ähnlich schon mal gehört. Ändert aber nichts an dem „Seine Faust gen Bühne recken“-Potential des Songs. Für mich das beste Stück des Albums. Wobei, das darauf folgende „Kolumbus“ einen noch fieseren Ohrwurmcharakter hat. „Wir hatten Angst und Du… hattest Zeit!“ – großartig. Apropos Zeit, ich könnte weitere Songs aufzählen oder tolle Textzeilen zitieren. Aber das dürft Ihr alle schön selbst „erleben“.
Fakt ist, deutschsprachige Musik ist im Indiependent-Bereich so angesagt wie lange nicht (nie?). Fakt ist auch, Bands wie Captain Planet, Love A und Turbostaat werden in den kommenden Monaten sicherlich noch von sich hören lassen. Und in diese Speerspitze toller und intelligenter Bands reihen sich nun auch Matula mit „Auf Allen Festen“ ein. Ein Album auf dem es gerade einen einzigen schwächeren Song („In einem Krieg“) gibt, muss man wohl bereits im Februar zu den heißen Anwärtern für das Album des Jahres zählen. Ich bin Fan!
Matula – Auf Allen Festen | Rezensionen | CRAZEWIRE – Musikmagazin.