Leatherface: The Stormy Petrel (motor.de Rezension)

Leatherface: The Stormy Petrel (motor.de Rezension).

Neue Platte, alte Schule. Viel wird man hier nicht mehr dazulernen. Verlernt haben Leatherface aber auch nichts.

Alle Jahre wieder erreicht eine stürmische Brise von der Insel unsere Wohnzimmer und Herzen. Seit 1988 sind die Briten von Leatherface in Sachen emotionaler Punkrock ohne Plattitüden unterwegs, und dieses Mal ist sogar Gründungsmitglied Dickie Hammond an der zweiten Gitarre wieder mit von der Partie. Das konnte eigentlich nur Gutes verheißen – und tatsächlich weist „The Stormy Petrel“ seinen direkten, keinesfalls schwachen Vorgänger „Dog Disco“ in die Schranken.

Dass Leatherface an ihrem Konzept irgendetwas ändern würden, hat wohl niemand ernsthaft erwartet. Vielleicht hat man nach dem Akustik-Geniestreich „Plastic Surgery“ vom letzten Album mit mehr ruhigen Nummern dieser Art gerechnet. Die sucht man auf „The Stormy Petrel“ allerdings vergebens. Höchstens das abschließende, halb gesprochene „Hope“ ist etwas gemäßigter, aber dennoch so intensiv, wie man es von dieser Band gewohnt ist. Diesen und eigentlich so gut wie jeden anderen Song des Albums bekommt man schon nach wenigen Durchgängen nicht mehr aus dem Kopf. Frankie Stubbs sinniert wieder auf seine unnachahmliche Art und Weise über das kleine Leben und die große Politik. „If my head’s soaking, it’s soaking in brew“ – sagt’s und schenkt uns zwölf neue Freunde, mit denen wir unseren eigenen Kummer in Bier ertränken können. Natürlich könnte man monieren, dass „The Stormy Petrel“ am Ende wieder doch nicht an die fieberhafte Stimmung und die ungezügelte Energie von „Mush“ herankommt. Aber vielleicht sollte man sich damit abfinden, dass beste Platten der Welt nun mal nicht alle Tage entstehen. 1991 haben es Leatherface geschafft, all ihre Stärken zu bündeln und in ein aufwühlendes Meisterwerk zu entladen. 2010 sind sie immer noch in der Lage, ihrer langen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen, das keinen Fan kalt lassen dürfte.

Marek Weber

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